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Digitalisierung

Auf der neuen Seidenstraße

Kaum eine Handelsroute der Welt ist so mythenbeladen wie die Seidenstraße. Die knapp 11.000 Kilometer lange Landverbindung zwischen China und Europa erlebt aktuell eine Renaissance als Alternative zur Luft- und Seefracht. Auch DACHSER schickt Ware auf die Zugreise und speist sie schließlich in sein europäisches Stückgutnetzwerk ein. Davon profitieren Unternehmen wie die Wilo SE aus Dortmund.

Auf der neuen Seidenstraße
Auf der neuen Seidenstraße

Der weltweit tätige Hersteller von Pumpen und Pumpensystemen stand im November 2015 vor einer Herausforderung: Im chinesischen Produktionsstandort Qinhuangdao waren Pumpenmotoren für das Stammwerk in Dortmund zu spät fertig geworden, um sie noch per Seefracht verschiffen zu können. Für den teuren Versand per Luftfracht fehlte aber der eilige Bedarf. Beraten vom Partner DACHSER wagte Wilo deshalb eine Premiere: Zum ersten Mal schickte das Unternehmen seine Produkte mit dem Frachtzug auf die Neue Seidenstraße. Für den Logistikdienstleister ist das Routine, schließlich nutzen einige Kunden den LCL-Container-Service von DACHSER zwischen China und Europa regelmäßig.

17 Tage von Ost nach West

DACHSER Air & Sea Logistics Shanghai organisierte zunächst die Vorholung der Pumpenmotoren. Per Lkw ging es vom Wilo-Produktionsstandort Qinhuangdao in das gut 1000 Kilometer entfernte Zhengzhou. Dort wurde die Ware in LCL-Sammelcontainer verladen. Der Zugoperator erhielt dann den fertig gepackten Container am Terminal.

Experten gehen davon aus, dass sich die Nutzung der wiederentdeckten Strecke in den nächsten Jahren noch deutlich erweitern wird. Die Geschichte der Seidenstraße bekommt damit ein neues, modernes Kapitel.

Dann konnte die Reise auf der „neuen Seidenstraße“ beginnen. Diese Zugstrecke durchquert China und Kasachstan, bevor sie über Russland und Weißrussland Kurs auf das polnische Verteilzentrum Malaszewicze nimmt. Eine Alternative dazu ist die „Transsibirien-Route“, die erst Kurs auf die Mandschurei nimmt und dann ganz Sibirien durchfährt. Wegen der unterschiedlichen Spurbreiten musste der Container im Lauf der Reise zwei Mal den Zug wechseln. Am Zielbahnhof Hamburg organisierte DACHSER für Wilo die Verzollung und den Weitertransport im eigenen Stückgutnetzwerk, bis zur Nahverkehrszustellung bei Wilo in Dortmund. Dieses intermodale Zusammenspiel der Geschäftsfelder nennt DACHSER Interlocking.

„Von der Abfahrt des Zugs in Zhengzhou bis zur Zustellung bei Wilo in Dortmund war die LCL-Sendung nur 17 Tage unterwegs“, so Alexander Nowroth, Business Development Manager Industrial, der Wilo bei DACHSER Air & Sea Logistics betreut. Antonio Rodrigues, Group Inbound Logistics bei Wilo, plant bereits weitere Zugtransporte, auch weil es Vorteile in Sachen Nachhaltigkeit gibt: „Ein Versand per Luftfracht hätte gut und gerne 13 Mal mehr CO2-Ausstoß verursacht.“

Von China nach Kasachstan über Russland und Weißrussland in das polnische Verteilzentrum Malaszewicze
Von China nach Kasachstan über Russland und Weißrussland in das polnische Verteilzentrum Malaszewicze

Alte Handelsroute mit neuer Technik

Die Renaissance des Güterzugs im Handel zwischen Ost und West fußt auf der alten Seidenstraßenphilosophie, über derzeit acht Startbahnhöfe erschließt sich China neues Geschäft im Welthandel. Anders als zu Zeiten des Kalten Kriegs ist der Transportweg heute zuverlässig, sicher und transparent: „Die Züge kommen in der Regel pünktlich an; darüber hinaus liefern die Zugoperatoren mindestens tägliche Statusreports über den Aufenthaltsort der Ware. Dafür kommt GPS zum Einsatz“, erklärt Helmut Lustinetz, Head of Global Partner Management bei DACHSER Air & Sea Logistics.

Mengenmäßig ist Railfreight im Vergleich zum Seeverkehr natürlich ein Nischenprodukt. Es lohnt sich aber eben genau dann, wenn die Laufzeit zwar wichtig ist (14 bis 16 Tage braucht die Bahn, im Vergleich zur Seefracht mit 38 bis 45 Tagen), es aber nicht so eilig ist, dass teure Luftfracht notwendig wäre, die den Job in drei bis sechs Tagen erledigt. Experten gehen deshalb davon aus, dass sich die Nutzung der wiederentdeckten Strecke in den nächsten Jahren noch deutlich erweitern wird. Die Geschichte der Seidenstraße bekommt damit ein neues, modernes Kapitel.

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